Vom Hörer zum Macher

Christopher von Deylen ist seit über 25 Jahren als Produzent und Künstler in der elektronischen Musikszene unterwegs. Mit den Alben seines Musikprojekts „Schiller“ ging er schon mehrfach auf Platz 1 der deutschen Charts. Jetzt erschien erstmals ein Album unter seinem bürgerlichen Namen.

tw christopher von deylen mit auszeichnungIm Alter von sechs Jahren fing Christopher von Deylen mit dem Klavierspielen an. Weil ihm aber das Spielen klassischer Musik als Kind missfiel, kam er nicht über die Klavier-Basics hinaus. Fasziniert und inspiriert von elektronischer
Musik, insbesondere der Bands Tangerine Dream und Kraftwerk, kaufte sich Christopher von Deylen als Jugendlicher seinen ersten eigenen Synthesizer: den Yamaha DX21. Von da an begann das „Schrauben“. 1998 rief Christopher von Deylen das Musikprojekt Schiller ins Leben, dem er bis heute treu geblieben ist. Sein aktuelles Album „Colors“ ist das erste Album unter von Deylen’s bürgerlichem Namen – und mit Fokus auf dem Piano. Was es damit auf sich hat, verrät er im Interview.

Du hast früh mit dem Klavierspielen angefangen, bist jedoch nicht über die Basics hinausgekommen. Bereust du das heute?

Christopher von Deylen: Ich bin sehr dankbar für den Unterricht, schließlich hat ein Synthesizer auch weiße und schwarze Tasten (lacht). Ich kann nicht besonders virtuos spielen oder gut Noten lesen. Dennoch glaube ich, dass ich dadurch unbefangen war. Wissen kann Fluch und Segen zugleich sein. Generell versuche ich, so unbefangen wie möglich bei der Musikproduktion zu beginnen.

Dann kreierst du selbst die ganzen Sounds, die auf deinen Platten zu hören sind?

Von Deylen: Das ist ein Grund, warum ich überwiegend Hardware-Synthesizer nutze. Bei virtuellen Synths, egal wie gut die Nutzeroberfläche gemacht ist, bleibt es oft beim Durchklicken der Presets. Selbst wenn ich die Presets anschließend bearbeite, habe ich das Gefühl, dass es mühsam und langsam vorangeht. Für mich sind Hardware-Synthesizer intuitiver zu bedienen. Außerdem liegt mir die Haptik.

Betrifft deine Vorliebe zu Hardware hauptsächlich Synthesizer?

Von Deylen: Ja, überwiegend. Ich habe mir kürzlich den neuen Nord Wave 2 gekauft, mit dem ich bisher sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Den Vorgänger Wave 1 hatte ich lange Jahre, vor allem auf der Bühne als Sampler, in Gebrauch. Gerade im Live-Bereich setze ich lieber auf Hardware-Geräte. Das Setup und die Verkabelung fallen mir damit erheblich leichter.

Vermutlich bist du unter deinem Künstlernamen Schiller bekannter, als unter deinem bürgerlichen Namen. Warum hast du dich trotzdem dafür entschieden, dein neues Album Colors als Christopher von Deylen zu veröffentlichen?

Von Deylen: Die Entscheidung entstand eigentlich komplett aus der Musik heraus. Ich wollte ein Piano- und Elektronik-Album machen. Das war aber erst der zweite Schritt, zuerst wollte ich damit auf Tour gehen. Ich wollte mich einfach mal ausprobieren und das Gegenteil von dem machen, was ich bisher gemacht habe. Ziel war es, eine klare Klangsprache zu definieren und dieser konsequent zu folgen. Der Pianoklang hat mich schon seit langem gereizt. Aufgrund meiner begrenzten Kenntnisse über dieses Instrument beziehungsweise dem Respekt, den ich vor Pianos habe, habe ich mich lange nicht getraut. Ich habe dann aber doch noch Mut gefasst (lacht). Da das Konzept sehr definiert war, wäre es im Schiller-Kosmos eher eine Nische gewesen. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, Colors unter meinem eigenen Namen zu veröffentlichen. Natürlich habe ich zuerst nach anderen, geeigneten Namen für das Projekt gesucht, wurde allerdings nicht fündig.

Es ist nicht unüblich, dass Musiker ein Alter Ego entwickeln. Ist das mit Christopher von Deylen und Schiller bei dir auch so?

Von Deylen: Colors soll in keiner Weise eine Abwendung von Schiller sein. Ob es jemals ein zweites Album geben wird, und wenn ja, in welche Richtung sich das bewegt, kann ich noch nicht absehen. Ich freue mich natürlich sehr,
dass ich Schiller über all die Jahre fortführen kann und ein treues Publikum habe. Allerdings gibt es eine gewisse Verpflichtung, das Gewohnte weiterzuführen. Ich versuche dabei auch, so frei wie möglich zu sein. Mit Colors und dem Entschluss, das Album als Christopher von Deylen zu veröffentlichen, hatte ich die Möglichkeit, etwas völlig Neues auszuprobieren, ohne den Schiller-Klangkosmos zu verändern.

Die stilistische Veränderung konzentriert sich stark auf das Piano. Was hat dich dazu bewegt, diesen Schritt genau jetzt zu machen?

Von Deylen: Das Piano war immer ein Teil meiner Musik. Auch unter Schiller habe ich beispielsweise mit bekannten Klavierspielern wie Lang Lang zusammengearbeitet. Ich glaube, die Neugier war schon immer da. Diese wurde durch einen Zugewinn an Selbstvertrauen verstärkt. Zudem habe ich dadurch eine gute Klangsprache für mich gefunden.

Du bist quasi vom Zuhörer über das Produzentendasein zum Künstler geworden. Ist Colors komplett in Eigenregie entstanden – vom Arrangement bis zum Mastering?

Von Deylen: Es ist immer gut, wenn jemand mastert, der beim eigentlichen Kreativprozess nicht dabei war. Diese Person kann die Arbeit wesentlich objektiver betrachten. Das Mixing habe ich zusammen mit Bodo Schulte in seinem Studio Mixfarm in der Schweiz gemacht. Dort haben wir übrigens auch das Schiller-Album Morgenstund (2019) gemischt – auf einem analogen TAC-Pult und mit vielen analogen Outboard-Effekten. Wir hatten viel Spaß, nicht zuletzt, weil er ein Lexicon 480 Hallgerät hat, das ich noch aus meiner Praktikantenzeit kenne. Emulationen und Plugins sind zwar gut und man hat sich daran gewöhnt, kommen aber an den Klang der Hardware nicht annähernd heran. Colors habe ich analog gemischt und mit dem Lexicon 480 einen eigenen Hall für das Piano gebastelt.

Im Vergleich zu Plug-ins warst du mit der Hardware vermutlich sehr eingeschränkt.

Von Deylen: Absolut. Man hat vielleicht nur ein Hallgerät und einen Kompressor und überlegt sich von vornherein genau, wo man hin möchte. Auch wenn man die Einstellungen fotografiert, wird es beim nächsten Mal trotzdem etwas anders klingen. Doch genau diese Einschränkung inspiriert mich.

Hattest du diese Einschränkungen beim Kreieren und Produzieren des Songs im Hinterkopf? Oder spielt das erstmal keine Rolle?

Von Deylen: Das spielt eine sehr große Rolle. Den Grundstein legt natürlich das Arrangement. Im Idealfall mischt sich ein Song quasi selbst. DerSound muss von Anfang an passen. Im Mixing selbst ändere ich die Lautstärkeverhältnisse und Grenze den Frequenzbereich und die Dynamik ein. Am Klang selbst ändere ich aber nichtsmehr.

Gibt es bestimmte Hardware-Instrumente oder -Effekte, die zu deinem Standard-Repertoire gehören?

Von Deylen: Ich versuche, immer offen an die Sache heranzugehen. Die warmen Flächensounds des Prophet 6 gefallen mir sehr gut. Außerdem mag ich die Nord Lead-Sounds sehr – Egal welches Modell, die Klänge setzen sich immer durch. Alles andere versuche ich der musikalischen Sinnhaftigkeit anzupassen.

Gibt es bei Colors, neben dem Piano, ein anderes Instrument, das sich durch das Album zieht?

Von Deylen: Ich habe viel mit dem MFB Dominion gemacht. Der ist zwar überwiegend monophon, bringt aber eine eigene energische und durchsetzungsfähige Attitüde mit. Für Colors hat mir das gut gefallen. Ich wollte dem Piano Raum geben, aber eben nicht zu viel.

Du hast den Konzertbeginn für April 2021 geplant. Ist das eine Solo-Tournee oder mit Band?

Von Deylen: Es wird die Fortsetzung der Konzerte von 2020, ich werde also allein auf der Bühne sein. Ich freue mich besonders darauf, weil es eine Club-Tour wird. Wenn man dem Publikum so nahe ist, kann man die Energie im Raum spüren. Das ist großartig.

 

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Dieser Artikel wurde der Ausgabe 01 / 2021 entnommen

tastenwelt Magazin Ausgabe 01 / 2021 

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