"Manchmal muss das Tasteninstrument schweigen!"

Falk Maria Schlegel, Keyboarder von Powerwolf, bringt Orgel-Sounds in den Metal. Wir haben mit Schlegel über Equipment, Spielweisen und das neue Album seiner Band gesprochen.

Keyboards und Orgeln gehören nicht gerade zum Standard-Instrumentarium des Heavy Metal. Falk Maria Schlegel ist es dennoch gelungen, sich neben dem Gitarrengewitter seiner Bandkollegen eine eigene Sound-Nische zu erspielen. Für Powerwolf-Fans ist er unverzichtbarer Teil dieser Metal-Truppe.

tw falk maria schlegel powerwolf interview 01

TASTENWELT: Falk, ihr gehört zu den erfolgreichsten Metal-Bands Deutschlands. Worin siehst du euren Erfolg begründet? Oder anders gewendet: Was würdest du Nachwuchsmusikern raten, die ähnlich erfolgreich werden möchten?

Falk Maria Schlegel: Ich finde, dass es dazu eigentlich keine eindeutige Antwort geben kann. Erfolg, oder anders gesagt, der Umstand, dass Menschen deine Kunst, deine Musik, mögen und wertschätzen, lässt sich nicht am Reißbrett planen. Das Einzige, was man tun kann – und das wäre auch mein Rat an junge Bands – ist, dass man authentisch bleibt, seine Ziele, seine musikalischen Visionen weiterverfolgt und sich auch nicht von Rückschlägen beirren lässt.
Dieser Prozess hört in einem Bandleben im Prinzip nie auf, auch wenn man es vermeintlich „geschafft“ hat. Nichts ist so vergänglich wie der Erfolg von gestern. Man sollte sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Das ist der Anfang vom Ende. Wir leben Powerwolf 24/7, aber wir empfinden das selten als Arbeit, sondern vielmehr als Leidenschaft. Musik ist unser Lebenselixier. Dass wir so viel Wertschätzung und Liebe erfahren, macht uns glücklich und dafür sind wir sehr dankbar.

TASTENWELT: Wie seid ihr durch die Corona-Krise gekommen?

Falk: Ich denke, jeder in der Band hat da seine ganz eigene Strategie entwickelt. Die Band als Ganzes hat sich unmittelbar nach der Südamerika-Tour im März 2020 aufs Songwriting konzentriert. Wir sind dabei eh schon sehr fokussiert. Dieses Mal entstand aber ein Gefühl von „Jetzt erst recht!“ und so sind wir die Sache auch angegangen. Das war durchaus eine ambivalente Situation: Die Welt steht quasi still und wir nehmen uns vor, im stillen Kämmerlein ein kraftvolles und energiegeladenes Album zu schreiben. Ich denke, das ist uns auch gelungen, worauf wir sehr stolz sind. Wir wollen unseren Fans einfach wieder ein Stück  Power und Lebensfreude zurückbringen, gerade in diesen Zeiten.

TASTENWELT: Ihr legt jetzt mit „Call of the Wild“ euer achtes Studioalbum vor. Kehrt da mittlerweile bei der Produktion so etwas wie Routine ein?

Falk: Natürlich hat man über die Jahre zahlreiche Erfahrungen gesammelt und weiß, wie man eine Produktion anzugehen hat. Eine klassische Routine hat sich da jedoch nicht eingestellt. Musik zu schreiben beziehungsweise künstlerisch tätig zu sein, hat nichts mit klassischen Arbeitsabläufen zu tun und lässt sich nicht automatisieren. Zum Glück! Insofern beginnt man immer mit einem weißen Blatt, das sich langsam füllt und unseren eigenen Ansprüchen gerecht werden muss.

TASTENWELT: Du spielst ein Instrument, das man nicht sofort mit der Stilrichtung Metal assoziiert. Wie gut passt eine Orgel in den Metal?

Falk: Da fragst du natürlich genau den Richtigen (lacht). Ich finde, dass eine Kirchenorgel wunderbar zu unserer Musik passt und wir spielen beziehungsweise zelebrieren ja unsere ganz eigene Art des Heavy Metals. Ich denke, dass der Einsatz dieses Instruments entscheidend unseren Sound geprägt hat und zu unserem Markenzeichen gehört. Außerdem passt es zu unserem Credo, dass da heißt „Metal is Religion“. Wie du siehst, hat dieses wunderbare Instrument viele Eigenschaften.

TASTENWELT: Welche besonderen Spielweisen und welches Sound-Design sind für den Orgel- und Keyboard-Einsatz bei Powerwolf entscheidend?

Falk: Ich habe ganz klassisch Heim- und Kirchenorgel gelernt. Das kommt mir natürlich beim Schreiben neuer Songs zugute. Allerdings sind nicht alle Kirchenorgel-Tonarten dafür zu gebrauchen und man muss das ein Stück weit adaptieren. Für die Band und mich ist es wichtig, dass die Orgel nicht nur ein Beiwerk ist, sondern ganz gezielt eine Stimmung erzeugt oder zum Beispiel den Gesang von Attila unterstützt. Ich bin aber als Keyboarder auch ganz ehrlich:
Manchmal muss das Tasteninstrument schweigen! Wir sind eine Heavy-Metal-Band und da braucht es Passagen, in der nur die Gitarren, das Schlagzeug und Attilas Stimme erklingen. Diese Passagen geben mir dann live die Möglichkeit, mit dem Publikum zu interagieren beziehungsweise das Publikum zu animieren. Wer uns schon live gesehen hat, weiß, was ich an solchen Stellen alles veranstalten kann (lacht).

TASTENWELT: Du übernimmst dann eine ganz andere Rolle als im Studio ...

Falk: Ja, Studio und Bühne sind für uns zwei verschiedene Welten. Offen gesprochen fühle ich mich auf der Bühne wohler. Das liegt vielleicht auch daran, dass es ein direktes Feedback seitens des Publikums gibt. Ich liebe es, neben dem Keyboardspiel mit unseren Fans zu interagieren und das Publikum zu unterhalten. Für mich ist das die perfekte Symbiose: Die Band unterhält das Publikum und das Publikum unterhält die Band. Das ist dann der perfekte Abend.

TASTENWELT: Was ist dein derzeitiges Hauptinstrument?

Falk: Ich spiele live seit Jahren zwei Clavia Nord Electro 5D. Ich finde, dass Clavia die perfekten Live-Instrumente baut. Der Sound setzt sich im Mix gut durch und es ist einfach ein robustes Gerät, das für mich seit langer Zeit ein zuverlässiger Begleiter ist. Mit seinen Zugreglern lässt sich auch direkt live mal was am Sound ändern. Das gefällt mir.

TASTENWELT: Welche Effekte verwendest du?

Falk: Da bin ich eigentlich nicht festgelegt. Wir nehmen seit Jahren die Kirchenorgel in einer Kapelle in Frankreich auf. Ich nutze im Studio natürlich auch Plug-in-Sounds. Hier geht es uns mehr darum, welcher Klang dem Song dienlich ist und sich am besten einfügt. Wir haben ja durchaus Passagen, in denen neben der klassischen Kirchenorgel auch andere Sounds zum Tragen kommen. Mit Joost van den Broek verfügen wir außerdem über einen Weltklasse-Produzenten, der selbst als Pianist ein unfassbar großes Spektrum an Soundmöglichkeiten anbietet, mit denen wir auch mal stundenlang experimentieren.

TASTENWELT: Stichwort „Weltklasse“ – welchen anderen Keyboarder bewunderst du?

Falk: Ich war und bin ein großer Jon-Lord-Fan, auch weil er das Orgelspiel in dieser Art von Musik revolutioniert hat. Das hat mir immer imponiert. Ansonsten muss ich gestehen, dass ich mir gerne in meiner Heimatstadt ein Orgelkonzert in einer Kirche anhöre. Das ist immer sehr beeindruckend. Auch die Tatsache, dass man den Musiker beziehungsweise die Musikerin oft nur hört und nicht sieht, verleiht dem Ganzen einen besonderen Touch. Das fasziniert mich sehr.

TASTENWELT: Gibt es noch Dinge, an denen du dich als Keyboarder neu versuchen möchtest?

Falk: Klar, man lernt nie aus. Ich träume zum Beispiel davon, irgendwann mal ein eigenes Orgelkonzert geben zu können, wenn es die Zeit zulässt. Wir sind hoffentlich bald wieder permanent auf Tour, sodass solche Projekte aber nicht auf der obersten Prioritätenliste stehen. Ich würde das trotzdem wirklich gerne machen. Nicht unbedingt nur die sehr klassischen Stücke Vielleicht auch einfach mal große Heavy-Metal-Klassiker in einer Kirche nachspielen. Mal sehen.

tw falk maria schlegel powerwolf interview 02 powerwolf band

TASTENWELT: Hattest du eigentlich einen musikalischen Mentor?

Falk: Einen klassischen Mentor hatte ich nicht direkt. Aber mein erster Orgellehrer merkte recht schnell, dass ich sehr viel nach Gehör spielte. Das hat er von Anfang gefördert, was mir heute zugutekommt. Später musste ich den Fokus dann doch wieder mehr auf die Notenlehre legen.

TASTENWELT: Als Orgelschüler hätte es für dich musikalisch auch in eine ganz andere Richtung gehen können. Was hat dich am Genre Metal fasziniert?

Falk: Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich meine erste Schallplatte von Iron Maiden gekauft habe: „Piece of Mind“. Ich fand Artwork, Bandfotos und Musik als junger Kerl ein Stück weit unheimlich und zugleich extrem kraftvoll. Das war der Startschuss. Ich entdeckte dann hunderte von Bands, die ich mit jeder Veröffentlichung regelrecht aufsog, mit allem, was dazu gehörte. Heavy Metal gab mir damals und gibt mir bis heute immer wieder Kraft und lässt mich in eine andere Welt eintauchen. Ich kann nur schwer beurteilen, ob das in anderen Musikgenres genauso passiert, da ich mich im Großen und Ganzen nur im Bereich Rock und Heavy Metal bewege. Aber mein Eindruck ist, dass wenn du einmal damit angefangen hast, du von dieser Art Musik nicht mehr loskommst. Vielleicht hat das genau mit dieser Energie zu tun.

TASTENWELT: Ich habe auch den Eindruck, dass die Metalszene eine besonders verschworene Gemeinde ist ...

Falk: Ich fühle mich dieser Szene tief verbunden und bin überglücklich, ein Teil davon zu sein. Viele Fans haben mich darauf angesprochen, dass wir ihnen mit unserer Musik Kraft und Energie geben oder dass sie durch uns zum Heavy Metal gekommen sind, so wie ich damals durch Iron Maiden. Das ist eigentlich das größte Lob, das man bekommen kann.

 

Dieses Interview und weitere Artikel findet Ihr im tastenwelt-Magazin Ausgabe 05 / 2021

 

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