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Mixing-Möglichkeiten im Überblick: Mischen 2.0

In der Musik bedeutet Mischen das Sortieren von Schallereignissen. Die Kunst eines guten Mischers besteht vor allem darin, alle gespielten Töne in das richtige Verhältnis zueinander zu bringen, so dass ein transparenter Mix entsteht. Das ist bei einer Bigband natürlich ungleich schwieriger als bei einem Singer-/Songwriter. Einigkeit herrscht darüber, dass ein Mischpult keine Kläranlage ist. Bei einem schlechten Arrangement oder grottigen Ausgangssignalen darf man also keine Wunder erwarten. Welche Werkzeuge zum Einsatz kommen, ist aber je nach Anwendungsfall verschieden. Im Zentrum dieses Beitrags stehen nun die Möglichkeiten, die Musikern heute geboten werden, ihre Musik bei Live-Auftritten zu mischen: In einem kleineren Rahmen kann das die etwas üppiger ausgestattete Eingangssektion einer Aktivbox oder eines Mini-PA-Systems sein. Etabliert und weit verbreitet sind analoge Mischpulte und Powermixer. In jüngster Zeit erfreuen sich Digitalmischpulte zunehmender Beliebtheit und kommen teilweise schon als reine digitale Stageboxen, die über Tablet-PCs à la Apple iPad bedient werden. Experimentierfreudige Anwender realisieren ihren Mix auch mit geeigneten Audio-Interfaces. Ziel dieses Specials ist es, Ihnen den Überblick über die verschiedenen Mixing-Möglichkeiten zu geben, Vor- und Nachteile zu benennen und Sie so in die Lage zu versetzen, passend zu Ihren Bedürfnissen das richtige Werkzeug zu wählen.
Was Mixing ausmacht
Ein gelungener Mix lebt davon, dass jedes Instrument seinen Platz im Frequenzspektrum findet. Das beginnt beim Arrangement und wird technisch durch Mixing-Werkzeuge unterstützt. Es beginnt beim Sortieren der Stimmen nach Lautstärken per Fader oder Drehregler. Schwankende Lautstärken lassen sich mit Kompressoren begrenzen, leise Störgeräusche durch Noise Gates eliminieren. Mit Equalizern lässt sich die Verteilung im Frequenzspektrum unterstützen, indem dort ausgedünnt wird, wo sich Signale in die Quere kommen und für Klangbrei sorgen. Auch die Anpassung der PA an den jeweiligen Raum und seine akustischen Bedingungen wird über EQs realisiert. Es gibt EQs mit festen Frequenzen und Einsatzparametern, parametrische Equalizer, die man mit dem nötigen Knowhow selbst einstellen kann und muss sowie grafische Equalizer, die in der Regel für die Summenbearbeitung und die Raumanpassung verwendet werden.
Mit Halleffekten lassen sich die Gesänge und Instrumente räumlich staffeln, und darüber hinaus werden mit dem Panoramaregler die wichtigsten Elemente eines Songs um die Stereomitte herum gruppiert. Zusätzlich braucht es noch eine passende Anzahl von zusätzliche Ausspielwegen für die Monitorsignale oder um weitere externe Effektgeräte einzubinden.

Um auch tontechnischen Laien die Arbeit zu erleichtern, sind viele Hersteller dazu übergegangen, den Funktionsumfang dieser Klangwerkzeuge sinnvoll zu begrenzen und mit entsprechend einfachen Reglern zugänglich zu machen. Dazu gehören z.B. One-Knob-EQs bzw. Contour-Regler, die je nach Drehrichtung den Mittenanteil des Klangs beeinflussen oder auch Kompressoren, die nur mit einem Drehregler bedient werden, wie z.B. bei Yamahas MGP-Mischpulten.
Mischpulte mit integrierten Effektgeräten liegen hoch in der Käufergunst. Damit entfällt die lästige Verkabelung externer Geräte, allerdings gibt es gravierende Qualitätsunterschiede bei den eingebauten Effekten. Gerade bei besonders günstigen Geräten sind die Presets kaum veränderbar, zudem kann durch minderwertige Wandler hörbares Rauschen entstehen. Wenn Sie eine Band mit echtem Schlagzeug mischen, sollten Sie mindestens zwei unterschiedliche Halleffekte für Vocals und Snare bzw. Toms zur Verfügung haben.
Welches Misch-Werkzeug für Sie das richtige ist, hängt vor allem von der Größe der Band, den typischen Auftrittsorten und Ihren Kenntnissen in der Beschallung ab. Dadurch entscheidet sich, ob Sie alle oben genannten Funktionen benötigen, wie viele Eingangskanäle und Monitorwege gebraucht werden, ob und welche Effekte integriert sein sollen. Auch haptische Vorlieben dürfen nicht außen vor bleiben: Überlegen Sie, ob Sie lieber mit echten Fadern und Reglern arbeiten oder ob Sie sich vorstellen können, auch oder ausschließlich per Computer oder Tablet zu mischen.

Aktiv-PAs mit Mixerfunktionen
Als Entertainer, der auch das Gesangsmikrofon ins Arranger-Keyboard einschleift, können Sie unter Umständen völlig auf ein Mischpult verzichten. Das gleiche gilt, wenn Sie nur mit dem Digitalpiano Hintergrundmusik machen. Denn wenn es lediglich darum geht, zwei Line-Eingänge und zusätzlich vielleicht ein Mikrofon anzuschließen, sind Sie mit den eingebauten Mischpultfunktionen aktueller Aktivboxen und Mini-PAs eigentlich gut versorgt. Entsprechende Modelle finden Sie etwa im Test-Teil der vorliegenden Ausgabe mit der Peavey DM 112 oder der Nova iC12A, und mittlerweile hat eigentlich jeder Boxenhersteller auch die entsprechenden Geräte im Angebot.
Als All-in-One-Systeme bieten z.B. die C-RAY/8 von IMG Stageline oder die Maui–PA-Systeme von LD Systems mit dem Namenszusatz Mix verschiedene Eingangskanäle, darunter für ein Mikrofon, Stereo-Line-Eingänge im Klinken- und Cinchformat und sogar noch einen Hochpegelanschluss für Gitarren. Sie alle können auch per Drehregler direkt am Gehäuse in der Lautstärke geregelt werden. Die Klangregelung bleibt aufs Allernötigste beschränkt, Effekte muss man ggf. schon vorher in den Signalweg einschleifen.

Mackies Aktiv-PA Reach geht da ein ganzes Stück weiter: Der Lautsprecher bietet satte 720 Watt Leistung und verfügt auch noch über seitlich angeordnete Monitorlautsprecher samt dazugehöriger Monitorsektion. Und ein 6-Kanal-Digitalmischpult mit vier Kombi-Eingängen (XLR-/Klinke) ist auch gleich noch integriert. Die Parameter sind am Gerät selbst auf das Wesentliche beschränkt. Der Knüller ist allerdings, dass sich alle Funktionen wie Effekte und EQ mittels einer App von Tablets und Smartphones aus fernsteuern lassen.
HK Audio sagt selbst über sein Mini-PA-System LUCAS Nano 608i, dass es das erste mit Fernsteuerung per iPad sei. Es basiert auf der Subwoofer-/Satellitenkombination der bewährten Nano-Anlagen mit 460 Watt Gesamtleistung. Hier stehen vier Kombibuchsen für XLR- oder Klinkenkabel zur Verfügung, zusätzlich ein Klinken-Stereopaar und ein Stereo-Cinch-Paar, dessen Eingang sogar per Fußschalter gemutet werden kann. Die Anschlüsse und Drehregler für die meistbenötigten Einstellungen sind am Subwoofer angebracht, der Rest wird dann komfortabel am iPad erledigt, das – wie bei allen anderen Systemen auch – separat erworben werden muss. Für Auftritte in kleinen Clubs, bei denen es vor allem auf den Gesang und weniger auf krachende Beats ankommt, ist das System eine tolle und äußerst flexible Kompaktlösung mit den bewährten Merkmalen der LUCAS-Nano-Serie. Herauszuheben ist dabei die Möglichkeit, das Gerät mono oder stereo mit einzeln aufgestellten oder gestackten Topteilen zu verwenden oder zwei Mono-Systeme zu einer stärkeren Stereo-PA zu koppeln.
Pro & Kontra: Aktivboxen & All-in-one-PA-Systeme
Eine Aktivbox mit mehreren Eingängen eignet sich für Pianisten und Entertainer, die keine extra Klangbearbeitung oder Effekte brauchen. Keyboards, Zuspieler, Mikrofon und manchmal auch eine Gitarre lassen sich unkompliziert anschließen.
+ Sehr kompakt
+ Kein separates Mischpult notwendig
+ Keine Effekte
- Meist keine Klangregelung
- Sehr wenige Eingangskanäle
All-in-one-PA-Systeme sind als aufeinander abgestimmte Komplettpakete für Entertainer bis Trios, Acoustic Acts und kleine Bands ohne Schlagzeug sehr geeignet. Jedoch können hier nur schwer Komponenten gewechselt werden.
+ Wenig Transportaufwand
+ Kaum Verkabelungsaufwand
- Im Reparaturfall fällt die ganze Anlage aus
- Kaum Erweiterungsmöglichkeiten (Leistung, Kanalzahl)
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