Test: Korg Nautilus
Workstation Reloaded
Mit Spannung wurde der im Februar neu erschienene Korg Nautilus erwartet. Ist er der kleiner Bruder des Kronos oder doch der Krome-Nachfolger? Wir haben den Korg Nautilus ausführlich unter die Lupe genommen.
Der Nautilus ist eine „Music Workstation“. Diesen Begriff hat einst sogar
Korg mit dem legendären M1 (Musikmesse Frankfurt 1988) entscheidend mitgeprägt. Doch wo ist eigentlich der Unterschied zu einem (Entertainer-)Keyboard? Was eine Workstation klassisch nicht hat, ist eine Begleitautomatik oder Features wie Vocal Processing, Songbook-Datenbank und Karaoke-Funktion. Der Fokus liegt einfach auf anderen Anwendungsgebieten. Sehr verkürzt gesagt, ist man mit einer Workstation dichter an dem Themenkomplex „Soundformung“ und damit eigentlich am Synthesizer.
Verschiedene Versionen
Angeboten wird der Nautilus mit 61, 73 oder 88 Tasten. Technisch macht das keinen Unterschied. Die Tastaturen mit 61 und 73 Tasten sind leicht gewichtet und vermitteln ein angenehmes und ausgeglichenes Spielgefühl. Die 88er-Version kommt, wie nicht anders zu erwarten, mit einer Hammermechanik, denn natürlich geht es dort um Klavier-Feeling. Fünf Oktaven, 61 Tasten sind eine Standardgröße. Aber warum 73 und nicht gleich 88? Nicht jeder braucht gleich eine gewichtete Klaviertastatur. Für manche Spieltechniken ist die halb gewichtete Tastatur das Mittel der Wahl. Wer keine pianistischen Ambitionen hat, aber zum Beispiel mehr Platz für Split-Zonen braucht, ist mit 73 Tasten gut beraten. Natürlich gibt es Preisunterschiede: Der Straßenpreis für die 61-Tasten-Version liegt derzeit bei 2099 Euro, für 73 Tasten bei 2349 Euro und für die 88 Tasten bei 2749 Euro.
Anschlüsse und Äußeres
Die Anschlüsse sind komplett auf der Rückseite. Über Kopfhörer- und Stereoausgang muss man nicht viel sagen. Weiterhin gibt es vier Einzelausgänge sowie zwei Inputs. Dabei wichtig: Der Main-Volume-Regler beeinflusst nur die Main-out-Buchsen, nicht die Einzelausgänge. Das kann live ein unschätzbarer Vorteil sein, wenn man am Instrument die Lautstärke regeln kann, ohne den FOH-Tontechniker zum Wahnsinn zu treiben, weil über die anderen Ausgänge ein fixer Pegel ausgegeben wird. Zwei Pedalanschlüsse sind frei zuweisbar, der dritte ist als „Damper“ festgelegt. Bis dahin bewegt sich alles im Bereich großer Klinkenstecker. Weiterhin gibt es das Standard-MIDI-Trio sowie zwei USBs, Typ A und Typ B. Am USB-B-Ausgang liegt digital dasselbe Audiosignal wie am Main-out an. Als Speichermedium tut intern eine 60 GB große SSD ihren Dienst. Der Stromanschluss erfolgt über ein dreiadriges Standard-Kaltgeräteka-
bel, das Netzteil ist also intern. Die 61-Tasten-Version wiegt 13, die 73-Tasten-Version 14,6 Kilogramm. Selbst plus Tasche oder Flightcase kommt man mit 20 Kilogramm hin. Das fällt unter „transportfreundlich“. Bei der 88-Tasten-Version hat man mit 23,1 Kilogramm schon mehr zu bewegen, was aber immer noch voll im Rahmen liegt. Hier braucht Korg keine Vergleiche zu Mitbewerbern zu scheuen. Die Materialien und die Verarbeitung sind hochwertig. Mit einer Höhe von 11,6 beziehungsweise 13,9 Zentimetern (88 Tasten) präsentiert sich der Nautilus flach, sein Design erinnert von hinten etwas an das „Badewannen-Design“ des Yamaha Genos.
Kein Aftertouch
Kaum eine Frage sorgt aktuell für so viel Zündstoff in Internet-Diskussionen. Der Nautilus hat keinen Aftertouch – für einige scheinbar das K.-o.-Argument schlechthin. Ob es etwas dürftig ist, dass ein Instrument in dieser Preisregion nicht über Aftertouch verfügt, kann man diskutieren. Dabei ist es nicht so selbstverständlich, dass es ihn geben müsste. Zum kurzen Vergleich: Yamahas komplette MODX-Serie hat ebenfalls keinen Aftertouch, da geht es allerdings um rund 1000 Euro günstigere Instrumente. Ab Montage ist das kein Thema mehr, allerdings kostet der günstigste Montage 6 bereits 2699 Euro. Bei Rolands Fantom gibt es Aftertouch bereits ab dem kleinsten Fantom 6, allerdings geht auch der erst bei 3199 Euro los. Anders sieht es bei Entertainer-Keyboards aus, wo Korgs eigenes PA-1000 für aktuell 1739 Euro bereits Aftertouch hat. Doch selbst bei Workstations ist das uneinheitlich: Der Kronos 61 (aktuell 2599 Euro) bietet Aftertouch, Kronos LS mit einer 88er-Waterfall-Tastatur für 2899 Euro erneut nicht. Nachvollziehbar ist das nicht immer. Wie kaufentscheidend dieses Ausstattungsmerkmal für jemanden ist, muss jeder selbst entscheiden. [...]
Den vollen Testbericht und weitere ausführliche Testberichte gibt es im tastenwelt-Magazin Ausgabe 04 / 2021