Test Roland LX-17: Klangevolution
Zu neuen Ufern bricht Roland mit gleich vier frischen Digitalpianos auf. Der Clou: Die Piano-Klangerzeugung basiert nun auf Physical Modeling. Wir haben das Topmodell LX-17 getestet und erklären die Unterschiede zu den nachgeordneten Modellen LX-7, HP605 und HP603.

Es ist noch gar nicht so lange her – etwa zwei Jahre –, dass Roland seine Homepiano-Serien HP und LX technisch aufgewertet hat, doch zwischenzeitlich ist den Ingenieuren wieder viel Spannendes eingefallen, so dass aktuell eine komplette Neuauflage der Serien zu sehen ist. Die vier Modelle HP603, HP605, LX-7 und LX-17 decken den Preisbereich von 2.000 bis 5.400 Euro ab. Toll: Alle Instrumente sind mit der hochwertigen Tastatur und Klangerzeugung des Topmodells LX-17 ausgestattet. Auch bei der Bedienung und den zusätzlichen Features im Vergleich zum Flaggschiff LX-17 muss man bei den günstigeren Modellen keine Abstriche machen.
Die Preisunterschiede zwischen den Modellen begründen sich hauptsächlich durch die unterschiedlich dimensionierten Soundsysteme und Gehäusedesigns. Technisch sind die HP- und LX-Modelle Geschwister; die unterschiedlichen Serienbezeichnungen resultieren aus unterschiedlichen Design-Aspekten. Während sich das Design der HP-Modelle an den klassischen Homepianos orientiert, ist das optische Vorbild der LX-Digitalpianos das mechanische Klavier.
Besonderheit der neuen Digitalpianos: Mit seinen vier neuen Instrumenten verabschiedet sich Roland von der klassischen, auf Samples aufbauenden Klangerzeugung. Stattdessen kommt eine neue Physical-Modeling-Engine zum Einsatz. Roland nennt die Klangerzeugung „SuperNatural Piano Modeling“. Stellvertretend für die vier Neuen haben wir das Topmodell LX-17 einmal genauer unter die Lupe genommen. Einen besonderen Fokus haben wir dabei auf die PHA-50-Tastatur und die neue Klangerzeugung gelegt.
Klangerzeugung
Im Gegensatz zum Sampling, bei dem aufgenommene Töne eines akustischen Instruments wiedergegeben werden, wird beim Physical Modeling der Flügel- oder Klavierklang in Abhängigkeit von zahlreichen Parametern immer neu erzeugt. Grundlage sind Algorithmen, welche die an der Klangentstehung in einem Flügel oder Klavier beteiligten Prozesse nachbilden. Ziel ist dabei ein authentischerer Klang, der die Lebendigkeit und Dynamik eines akustischen Instruments besser nachbilden kann, als dies mit Samples möglich ist.
Beim Anschlagen einer Taste erklingen neben dem Grundton auch noch eine Reihe von Obertönen, die sich je nach Lautstärke und Anzahl der gespielten Töne gegenseitig verstärken oder auch auslöschen können. Diese Wechselwirkungen erzeugen Resonanzen und Interferenzen, die das Klangbild organisch und lebendig werden lassen. Es verändert sich also abhängig von der Spielweise – soviel zunächst zur Theorie.
Spielt man den Concert-Grand-Klang auf dem LX-17 (insgesamt gibt es vier vorinstallierte Pianosounds), hört man einen kräftigen, brillanten Flügelsound. Der erste Eindruck überzeugt schon mal. In der Grundeinstellung hat der Klang ein ausgeprägtes Obertonspektrum und klingt bei kräftigem Anschlag für manche Ohren vielleicht etwas zu scharf. Durch die vielfältigen Einstellmöglichkeiten kann man das aber leicht verändern und dem persönlichen Geschmack anpassen.

Geht man etwas ins Detail, indem man einzelne Töne und Akkorde in hohen und tiefen Lagen sowie in unterschiedlichen Lautstärken spielt, hört man deutlich die Stärken der Klangberechnung in Echtzeit. Der Sound verändert sich geschmeidig und stufenlos über das gesamte Dynamikspektrum. Bei sehr leisem Spiel dominiert der Grundton der Saite, und die Obertöne kommen nur schwach durch. Mit zunehmender Anschlagstärke werden die Obertöne immer dominanter und sorgen für ordentlich Brillanz und Biss. Spielt man im tiefen Register schnelle und laute Tonrepetitionen, hört man tatsächlich, wie sich die Schwingung der Saite langsam aufschaukelt und zu dem typischen metallischen Sirren führt. Das exzellente Soundsystem des LX-17 ist in der Lage, diese feinen Nuancen des Klangs adäquat wiederzugeben.
Die drei übrigen Klavierklänge Ballad-, Mellow-, und Bright-Piano decken die Grundbedürfnisse eines jeden Pianisten zielsicher ab. Das Ballad-Piano ist wesentlich wärmer im Grundklang; der Mellow-Sound ist eher für den kammermusikalischen Einsatz gedacht und verfügt nicht über die wuchtige Klangfülle des Concert-Gran-Sounds. Wer sich gerne in einer Band durchsetzen möchte, greift auf das Bright-Piano mit kräftigen Höhenanteil zurück.
Als Herzstück der Soundengine präsentiert sich der Piano Designer. Mit insgesamt dreizehn klangbeeinflussenden Parametern lässt sich der Klaviersound ganz dem persönlichen Geschmack entsprechend formen. Die Parameter verändern natürlich unterschiedlich stark den Klang. Der hörbare Effekt von „Key Off Noise“, „Hammer Noise“ und „Key Off Resonance“ ist selbst bei hohen Werten nur für geübte Ohren wahrzunehmen. „Full Scale String Resonance“, „Cabinet Resonance“ oder „Soundboard Type“ sorgen hingegen für deutliche Klangeffekte. So ändert beispielsweise der Parameter „Soundboard Type“ die Beschaffenheit des Resonanzbodens. Fünf Typen stehen hier zur Auswahl, die den Grundklang des Pianos lauter, leiser, weicher, metallischer oder auch brillanter machen.
Im Vergleich: vier neue Digitalpianos von Roland

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Autor: Martin Pfeifer
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Tags: Klavier