Test Thomann DP-26: Tiefpreis-Piano
Schnäppchen oder Billiglösung? Mit seinem DP-26 bietet Thomann einen attraktiven Einstieg in die Welt der Portable Pianos. Lesen Sie, wieviel Qualität zum Tiefpreis von kaum mehr als 300 Euro möglich ist.

Auch beim DP-26 setzt Thomann die Preisschwelle für Portable Pianos erstaunlich tief an: Der Nachfolger des DP-25 kostet nicht mehr als 319 Euro, was vielen Musikern ungläubiges Staunen oder auch Skepsis ins Gesicht schreibt. Ist zu einem solchen Preis solide Qualität überhaupt möglich, oder entpuppt sich dieses vermeintliche Schnäppchen als unbefriedigende Billiglösung? Wir haben untersucht, wieviel Piano es fürs kleine Budget geben kann.
Outfit
Schwarz und schlicht kommt das DP-26 daher. Die Lautsprecherabdeckungen sind mit graumeliertem Stoff überzogen. Dass man zu diesem Preis kein Designwunder erwarten darf, versteht sich von selbst. Die gerade einmal 12 kg schwere Gehäusekonstruktion legt nahe, dass man in ein stabiles Case investieren sollte, wenn das Digitalpiano auch im rauen Bühneneinsatz verwendet werden soll. Auf dem Gehäuseboden befinden sich kleine Gummifüße, so dass man das Instrument zu Hause gefahrlos auch auf den guten Esstisch stellen kann.
In der Mitte des Bedienfelds prangt ein dreistelliges, rotes Display, zu dessen rechter und linker Seite sich 26 graue Taster erstrecken. Da diese jeweils doppelt belegt sind, erlaubt das Bedienfeld überdurchschnittlich viele Direktzugriffe auf Funktionen, was für den Live-Einsatz von Vorteil ist. Die Tasten selbst sind bei der Bedienung etwas flexibel, woran man sich aber recht schnell gewöhnt hat. Ein Power-Knopf, ein Volumen-Regler sowie ein Pitchbend-Rad links der Tastatur komplettieren die Oberfläche.
Die gewichtete Tastatur lässt sich gut spielen. Im Vergleich zu höherpreisigen Tastaturen reagieren die 88 Tasten zwar etwas träger, der Vergleich innerhalb der Tiefpreisregion zeigt aber, dass deutliche Fortschritte gegenüber Vorgänger- und Mitbewerberinstrumenten gemacht wurden. Schnelle Repetitionen erfordern ein präzises Spielen. Über eine angeraute Tastenoberfläche verfügt das Piano nicht.

Bei den Anschlüssen bietet das DP-26 Standard: An der Gehäuserückseite befinden sich Buchsen für Aux-in/out, USB, MIDI-out und ein Sustain-Pedal; vorne links unten an der Vorderseite ortet man gut erreichbar zwei Kopfhörerbuchsen. Unter dem Gehäuse versenkt angebracht, ist eine Anschlussmöglichkeit für die 3-Pedal-Einheit, die zum optional erhältlichen Erweiterungsbausatz gehört. Für ganze 75 Euro erhält man einen passenden Unterbau aus zwei Seitenteilen und einer entsprechenden Fußquerstrebe mit den drei Pedalen. So wird aus dem Portable Piano mit nur wenigen Handgriffen ein kompaktes Standmodell, das auch optisch eine recht gute Figur macht.
Die beiden internen Speaker arbeiten mit je zehn Watt Leistung. Das genügt locker fürs eigene Zimmer und zerrt auch nicht bei voll aufgedrehtem Regler. Da die Speaker nicht besonders groß sind und aus dem Gehäuse heraus nach oben abstrahlen, ist der Klang zwar druckvoll, bleibt aber naturgemäß etwas flach.
Sound
20 Sounds hat das DP-26 an Bord. Hier finden sich die üblichen Verdächtigen aus der Digitalpiano-Einsteigerklasse: Neben zwei akustischen und drei elektrischen Klaviersounds verfügt das Instrument noch über weitere Tastenklänge wie Cembalo, Akkordeon, Clavichord und diverse Orgeln, ergänzt durch eine passable Mundharmonika, Gitarre, Kontrabass und Streicher. Die naturgemäß besten Sounds sind die beiden Akustikpianos, die angesichts der Preisklasse eine überraschend gute Figur machen.
Für den Einsatz in der Band, wo es darum geht, sich durchzusetzen, sind sie allemal geeignet. Der Kopfhörertest zeigt allerdings auch die Grenzen der Samples, die sich bei genauerem Hinhören in Sachen Dynamik und Ausklingverhalten nicht mit den Sounds höherpreisiger Pianos messen können – und auch nicht müssen. Hall- und Choruseffekte stehen in jeweils fünf Varianten zur Verfügung.
Die Klänge lassen sich kombinieren per Layer- und Split-Funktion. Es lassen sich sogar in der rechten Hand zwei Sounds layern und per Splitpunkt gegen einen dritten Sound für die linke Hand abgrenzen. Der Modus „Twinova“ erzeugt dagegen zwei Tastaturhälften mit identischem Ambitus – ein nützliches Feature für Lehrer und Schüler, die nebeneinander am selben Instrument sitzen.

Extras
Das DP-26 verfügt über eine Begleitfunktion mit 20 Styles. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein komplettes Line-up mit Schlagzeug, Bass und Co., sondern um charakteristische Klavierbegleitpattern, die erklingen, wenn in der linken Hand ein Akkord gegriffen wird. Hier gibt es vor allem Wechselbässe mit Akkorden, Arpeggien und einige charakteristische Bassfiguren. Ganz ähnlich funktioniert die zweite Begleitfunktion: der Duettmodus. Durch das Anspielen eines Akkords werden hier ausgestaltende Begleitarpeggien vom Sequencer beigesteuert.
Nicht weniger als 60 Übungsstücke finden sich in der Bibliothek des DP-26. Hier lässt sich die jeweils rechte oder linke Hand stummschalten, sodass der Schüler selbst aktiv werden kann. Im Bedienhandbuch befindet sich zwar eine lange Liste der Kurztitel, doch jegliche weitere Infos zu den Stücken fehlen. Wer etwa die Noten zu „Larghetto“ oder „Minuet 2“ besorgen möchte, dürfte eine etwas aufwändigere Recherche vor sich haben. Der integrierte Sequencer kann bis zu fünf Songs im MIDI-Format aufzeichnen – was angesichts der Preisklasse wirklich luxuriös ist.
Fazit
Das DP-26 bietet solide Qualität zum Kleinstpreis. Wer eine realistische Erwartungshaltung in Sachen Qualität hat, findet hier ein lohnendes Schnäppchen für den Budget-freundlichen Einstieg in die Welt der Digitalpianos. Und mal ehrlich: Wenn sich irgendwann die Lust auf ein höherwertiges Digitalpiano einstellen sollte, bleibt das DP-26 als Zweit- bzw. Reserve-Instrument allemal sein Geld wert.
Tags: Klavier