Tasten Workshop: Zwischen Jazz und Klassik

In der Reihe „Klavierstunde“ zeigen wir euch, wie ihr Stücke am Klavier oder Digitalpiano systematisch und effizient erarbeitet. Dazu liefern wir euch die Noten, ergänzt durch Hintergrundinformationen zum Komponisten und eine Einführung in das jeweilige Musikstück. In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit den „Three Preludes“ von George Gershwin (1898–1937). Dabei handelt es sich um drei kurze Klavierstücke, die 1926 entstanden. Nur zwei Jahre zuvor war Gershwin durch seine „Rhapsody in Blue“ (1924) sehr bekannt geworden. Nun wollt er es Bach und Chopin gleichtun und 24 Preludes für Piano komponieren. Es sollte bei drei bleiben. Wir werfen einen Blick auf Prelude Nr. 2.
3 George Gershwin 1937Foto von George Gershwin, 1937
Leonard Bernstein schreibt in seinem 1966 veröffentlichten Buch „Von der unendlichen Vielfalt der Musik“: „Konzertmusik bringt immer eine Nebenbedeutung mit von Beson-nenheit, geistigem Aufschwung und tödlichem Ernst, während Jazzmusik als Begriff für Entspannung, Improvisation, Hemdsärmel- kurz, für Spaß gilt … Doch sie können sich wohl zusammentun, diese beiden gegenseitig ´Fremden´, und sie tun es auch oft.“

Tin Pan Alley
Antonín Dvořáks „Humoreske“ trafen ihn angeblich wie ein Blitz: Mit zehn Jahren hörte der 1898 geborene Jacob Gershovitz, Sohn jüdisch-russischer Einwanderer aus der Lo-wer Side von Manhattan, einem Freund beim Klavierspielen zu und war gebannt. Zu-nächst probierte er sich selbst an einem mechanischen Instrument, bis die Eltern 1910 für seinen Bruder Ira ein Klavier kauften und er darauf üben konnte. Vier Jahre später schon jobbte der sich inzwischen George Gershwin nennende 16-Jährige als „song-plugger“ in der Tin Pan Alley,
Das „Zinnpfannen-Gässchen“ in Manhatten avancierte Anfang des zwanzigsten Jahr-hunderts zum Zentrum der amerikanischen Musikverlage, aber auch zu „einer Maschine, die rastlos Schlager ausspie“ (David Ewen). Hier wurden Hits produziert, Marktforschung und Testvorführungen gehörten bereits zum Alltag. Gershwins Aufgabe bestand darin, die hauseigenen Songs an den Kunden zu bringen – in Akkordarbeit. Denn er arbeitete als Vorführpianist acht bis zehn Stunden täglich. Hier lernte Gershwin, wie Hits funktio-nieren. Bandleader Paul Whiteman schließlich engagierte ihn bald darauf als „Haus-komponist“ seines Orchesters, der seinen Traum von der amerikanischen Kunstmusik, vom „Symphonischen Jazz“ erfüllen sollte.

Rhapsody in Blue
Im zweiten Anlauf gelang der Durchbruch: Am 12. Februar 1924, zum 115. Geburtstag von Abraham Lincoln, wurde die berühmte „Rhapsody in Blue“ in der New Yorker Aeolian Hall uraufgeführt. Angekündigt war „An Experiment in Modern Music“ (ein modernes Mu-sikexperiment) und im Publikum saßen unter anderem Igor Strawinsky, Sergej Rachma-ninow, Fritz Kreisler und Jascha Heifetz. Die Orchesterpartitur hatte Paul Whitemans Ar-rangeur Frede Grofé geschrieben, denn Gershwin hatte damit noch kaum Erfahrung. Statt Noten stand in seiner Klavierstimme lediglich: „Wait for nods“ (Warte, bis dir einer zunickt). Grofé hatte keine Zeit mehr die Klavierstimme zu übertragen und wusste, dass er sich auf Gershwin, der auch am Klavier saß, verlassen konnte.

Selfmade Man
Der Erfolg war riesig und so legte George Gershwin im nächsten Jahr mit seinem Klavier-konzert in F noch eins drauf. Es sei typisch für ihn gewesen, dass er zuerst den Vertrag für die Komposition unterschrieb und sich dann ein Buch kaufte, um daraus zu lernen, wie er überhaupt ein Klavierkonzert komponiere, erzählte ein Freund später. Diesmal or-chestrierte Gershwin bereits selbst und hielt sich auch, wie von Auftraggeber Walter Dam-rosch gewünscht, an die klassische Form. Später bat der geniale Selfmade Man akademisch gebildete Kollegen um Unterricht. Die Antwort Maurice Ravels wurde legendär: „Sie sind ein erstklassiger Gershwin. Warum wollen Sie ein zweitklassiger Ravel werden?“ Auch Arnold Schönberg schätzte Gershwin sehr und bedachte 1937 den mit nur 38 Jahren Verstorbenen in einem bewegenden Nachruf: „…Musik war für ihn die Luft, die er atmete, die Speise, die ihn nährte, der Trank, der ihn erfrischte. Musik war das, was sein Gefühl erweckte, und Musik war das Gefühl, das er ausdrückte. Unmittelbarkeit dieser Art ist nur großen Männern eigen, und es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass er ein großer Komponist war …“

Three Preludes
Gershwins früher Tod durchkreuzte auch den ursprünglichen Plan, wie Bach und Cho-pin 24 Preludes für Klavier zu schreiben. Der Arbeitstitel des Projekts lautete „Melting Pot“, aber nur die dem Kollegen Bill Daly gewidmeten „Three Preludes“ stellt Gershwin fertig, nebst zwei weiteren für Violine und Klavier. Vieles darin erinnert an die „Rhapsody in Blue“. Das mittlere in cis-moll in der Form ABA´, das einen Blues abbildet, ist am jaz-zigsten.
In einer Aufnahme von 1928 (zu hören bei Youtube: https://youtu.be/soEUH4H7gog), spielt Gershwin selbst (meisterlich!) die drei Preludes für die Columbia ein. Er wählt im Prelude Nr. 2 einerseits ein etwas schnelleres Tempo, außerdem kleinere zusätzliche Verzierungen und eine ternäre Spielweise im Fis-Dur-Mittelteil, während die A-Teile binär bleiben.
Dieser B-Teil kann übrigens mit überkreuzten Händen gespielt werden, sodass die Rech-te die Posaunen-ähnliche Melodie übernimmt. Kann man keine Dezime greifen, lässt sich die durchschreitende Bassfigur in den A-Teilen bis zum vierten Takt auf Schlag eins auf beide Hände aufteilen. Die oberen, sich zur träge-chromatischen Linie summieren-den Noten sollten jeweils etwas herausklingen.

Gebundene Spielweise
Danach ist die Dezime schnell zu arpeggieren – Gershwin macht das selbst in den noch größeren Intervallen und Akkorden der Begleitung. Wichtig sind eine – auch ohne Pedal – gebundene, fast schlurfende (Legato-) Spielweise und ein unbeirrbares Tempo, unab-hängig von der rechten Hand, sodass es durchgehend „groovt“. Die zahlreichen Vor-tragszeichen wie Staccato oder Portato dienen der Anweisung für die „Klassiker“ für ein jazziges Spiel. Denn George Gershwin ist auch ein wunderbarer Vermittler zwischen Jazz und Klassik, da er selbst in beiden zu Hause war wie kaum jemand sonst.
Die Mittelstimme in den Oktavpartien der rechten Hand darf ebenfalls herausklingen. Der Anschlag sollte erdig und trocken sein (zu erreichen durch etwas mehr Handgewicht- statt Fingerspitzeneinsatz), mit wenig Pedal und nicht obertonreich, wie er in der Klassik angestrebt wird.

Pedaleinsatz
Nur in den letzten drei Takten wird wie vorgeschrieben durchgehend Pedal verwendet. Hier bitte kein Ritardando spielen, im Gegensatz zu den Übergängen zwischen den Tei-len. Der B-Teil dagegen sollte etwas langsamer sein (was Gershwin selbst allerdings nicht beachtet). Man kann dabei an eine Jazzposaune oder eine Tuba, das Bassinstru-ment der Street Bands, denken. In den Pausen setzen wir ab, als ob wir atmen müssten
Die ausgefeilte Dynamik im ganzen Stück streicht die Melodiestimme heraus und erweckt etwa im Kontrast zwischen Forte/Crescendo - subito Piano gegen Ende einen fast theat-ralischen Eindruck. Am allerwichtigsten ist und bleibt aber in allen „Three Preludes“ der Groove.

Diesen Workshop findet ihr übrigens in der tastenwelt-Ausgabe 3/2021 - einfach online im Shop bestellen!

Tags: TASTENWELT, Workshop, Klavierstunde

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